Erprobte Impro-Methoden für ein agiles Mindset

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Agiles Arbeiten findet in einer wachsenden Anzahl von Unternehmen und Geschäftssituationen Anwendung. Die Zeiten, in denen Methoden wie Scrum und Ähnliches ausschließlich im Bereich der Softwareentwicklung genutzt wurden, liegen längst hinter uns.

In vorliegendem Artikel werfen wir einen Blick auf die tiefgreifende Verbindung zwischen Improvisation und agilen Arbeitspraktiken. Wir verdeutlichen, wie Organisationen unmittelbar von den Prinzipien des Improvisationstheaters profitieren können, indem sie diese gezielt in den Unternehmensalltag integrieren. Diese Herangehensweise stärkt ein agiles Mindset in Teams und führt zu einer Verbesserung der Ergebnisse von Projekten.

Agiles Projektmanagement – Von der IT, zur Bühne und bis ins Business

Agiles Projektmanagement war ursprünglich der Geheimtipp, um sich in der IT-Langstrecke mit den Kurven der sich verändernden Anforderungen zu schlagen. Doch heutzutage hat es sich ausgebreitet wie ein Lauffeuer und wird nicht mehr nur in der IT-Ecke angewendet. Unternehmen in den verschiedensten Ecken schnappen sich das Konzept, um ihre Projekte oder sogar die gesamte Firma im Fluss zu halten. Die Idee dahinter: Teams sollen so beweglich sein wie ein Breakdancer auf Rollschuhen. Statt monatelanger Planung wird Schritt für Schritt gearbeitet, von einem kurzen Sprint zum nächsten gerast, um blitzschnell auf neue Entwicklungen zu reagieren.

 

Auch beim Improtheater läuft die Show in ähnlicher Manier ab. Hier geht es darum, Stück für Stück etwas Einzigartiges auf die Beine zu stellen. Dabei fließen die Ideen und Meinungen der Beteiligten – in diesem Fall des Publikums – ständig mit ein. Das ist so, als ob die Schauspieler auf der Bühne improvisieren, während das Publikum die Richtung bestimmt. Konträr dazu steht das klassische Theater, wo ein durchchoreografierter Text aufgeführt wird, oder in der Projektwelt ein eiserner, schon im Vorhinein festgezurrter Wasserfall-Projektplan.


Aus agilen Werten entsteht ein agiles Mindset

Die Konzepte und Abläufe der agilen Methoden wie Scrum wirken auf den ersten Blick simpel und gut verständlich. Doch ihre Umsetzung in Teams und Unternehmen ist alles andere als ein Spaziergang. Die Ideen mag man zwar erlernen können, und es existieren Werkzeuge, die den Prozess unterstützen, aber diese frische Art des Arbeitens verlangt ein Umdenken und eine ganz neue Haltung – eine völlig neue Denkweise – von den beteiligten Teammitgliedern.

 

Ein solches Mindset zu entwickeln, ist durch gewöhnliche Schulungen nur schwer zu bewerkstelligen. Denn hier geht es weniger um Faktenwissen, sondern viel mehr um emotionale Lernziele. Es dreht sich nicht nur um das, was man weiß, sondern um die Gefühle und inneren Werte, die das Fundament für dieses Denkmuster bilden.

In der Fachliteratur und in der Beratung zum agilen Arbeiten begegnen einem oft die sogenannten „agilen Werte“: Mut, Vertrauen, Offenheit, Selbstverpflichtung (Commitment), Fokussierung, Feedback und Respekt.

 

Ein Großteil dieser Werte bildet auch das Herzstück des Improvisationstheaters. In diesem Bereich sind nämlich Kooperation, Interaktion, das Anpassen an Veränderungen und die Betonung eines darstellbaren Ergebnisses, das nicht zwangsläufig perfekt sein muss, von essenzieller Bedeutung. Diese Grundsätze bilden das Fundament für sämtliche Aktivitäten.

Besonders die ersten vier Werte lassen sich sowohl im agilen Arbeiten als auch in der Improvisation wiederfinden:

 

1. Mut

Agiles Arbeiten erfordert definitiv eine Portion Mut. Denn einerseits bedeutet es, sich auf den ständigen Tanz des Planens einzulassen – sich in Aufgaben und Projekte zu stürzen, wo Herausforderungen lauern, die möglicherweise noch im Dunkeln liegen. Mut ist auch nötig, um klar und deutlich zu kommunizieren, wenn es Hindernisse gibt oder Unterstützung gebraucht wird. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn man sich bei der Sprint-Planung verschätzt hat oder auf ein vermeintlich unlösbares Problem stößt.

Improvisationsspieler sind in einer ähnlichen Lage: Auch sie betreten die Bühne oft ohne genauen Plan, wohin die Szene führen wird. Dennoch gehen sie mit einer Ladung Enthusiasmus und Hingabe mutig ins Unbekannte, steuern Ideen bei und setzen Vertrauen in ihre Fähigkeiten und ihre Fähigkeit, Lösungen zu finden.

 

2. Offenheit – als Basis für agiles Arbeiten:

Agiles Arbeiten verlangt nach Offenheit gegenüber frischen Ideen, nach einem freundlichen Empfang für unterschiedliche Standpunkte und nach konstruktivem Feedback. In dieser Vorgehensweise werden Arbeitsergebnisse – zum Beispiel in den Überprüfungs-Meetings beim Scrum – sowie die Arbeitsmethoden und die Teamarbeit selbst – während der Retrospektiven – fortlaufend und gründlich durchleuchtet. Warum das Ganze? Weil das Ziel darin besteht, nicht nur das Wissen Einzelner, sondern das gesamte Teamwissen und -engagement zu nutzen.

Offenheit ist ebenfalls ein zentrales Gebot in der Improvisation. Improvisierende lernen, „Ja“ zu sagen – sie nehmen das an, was auf sie zukommt, und bauen darauf mit eigenen Einfällen auf. Diese Offenheit stärkt die Kreativität und eröffnet die Möglichkeit, gemeinsam neue Pfade zu entdecken. Indem man bereit ist, sich auf Neues einzulassen, wird ein fruchtbarer Nährboden für Innovation und gemeinsame Gestaltung geschaffen.

3. Commitment – für gemeinschaftliche Erfolge:

Commitment, das volle Engagement für ein gemeinsames Ziel, trägt in agilen Teams eine immense Bedeutung. Jedes Mitglied dieser Teams übernimmt Verantwortung und ist entschlossen, seine ganze Energie einzubringen, um den Erfolg des gesamten Teams sicherzustellen. Hier geht es nicht darum, Befehle von oben auszuführen; stattdessen wird eigenständig, gemeinsam und auf Augenhöhe geplant. Beim nächsten Sprint beispielsweise – das zeigt sich etwa im Planungsprozess von Scrum. Als Team denkt man, setzt sich gemeinsame Sprint-Ziele und strebt danach, diese Ziele als Einheit zu erreichen. Dabei wird darauf geachtet, die Aufgaben gerecht zu verteilen.

 

Dieses gemeinsame Ziel, dieses Commitment, ist auch in der Improvisation von zentraler Bedeutung. Improvisierende teilen das gleiche Bestreben: Sie möchten gemeinsam eine neue Szene, eine neue Geschichte auf die Bühne zaubern. Dabei ist klar: Jeder auf der Bühne arbeitet mit vollem Einsatz und einem klaren Fokus auf dasselbe Ziel hin. Dieses gemeinsame Commitment, als Team wirklich zusammenzuarbeiten und das Beste zu geben, führt zu außergewöhnlichen Resultaten – sei es auf der Bühne oder im Geschäftsumfeld.

4. Vertrauen – sich aufeinander verlassen:

Ohne Vertrauen ist agiles Arbeiten so gut wie undenkbar. Schließlich verzichtet agiles Arbeiten auf die traditionelle Hierarchie. Durch Vertrauen können sich die Mitglieder eines Teams aufeinander stützen, offen miteinander kommunizieren und vielleicht sogar Risiken eingehen oder mutig neue Wege einschlagen, um Ideen oder Innovationen auszuprobieren.

Ähnlich verhält es sich bei Improvisierenden – auch sie müssen einander vertrauen und sich bedingungslos aufeinander verlassen können. Das erlaubt ihnen, im Moment zu reagieren und sich ins Unbekannte zu stürzen, in dem Wissen, dass die anderen da sind, um zu helfen, falls es mal brenzlig wird. Ob eine Idee nicht aufgeht oder man plötzlich einen Blackout hat – das Team steht einem zur Seite. Nur so können gemeinsam neue, kühne und einzigartige Geschichten entstehen, die das Publikum verblüffen.

Mit bewährten Impro-Tools zum agilen Mindset

 

Die Improvisations-Community hat bereits seit ihren Anfängen in den 50er/60er Jahren ein derart flexibles und „agiles“ Mindset kultiviert, auch wenn dieser Begriff damals vielleicht noch nicht gebräuchlich war. Werte wie Mut, Offenheit, Commitment und Vertrauen waren von Anfang an fest verankert und dienten als Grundlage dafür, dass Improvisationsteams gemeinsam auf die Bühne traten, um Geschichten zu schaffen, die es zuvor noch nicht gegeben hatte, und Charaktere zum Leben zu erwecken, die zuvor niemand kannte.

 

Die Konzepte und Übungen wurden also über die Zeit hinweg erfolgreich erprobt und stetig weiterentwickelt. Sie erweisen sich als besonders wirkungsvoll, da sie durch persönliches aktives Engagement ermöglichen, die Werte hautnah zu erleben und zu reflektieren. Zusätzlich dazu machen die Trainingseinheiten Spaß, da die Teilnehmenden spielerisch ihre eigenen Grenzen erkunden und erweitern können. Parallel dazu entsteht eine äußerst vertrauensvolle und psychologisch sichere Atmosphäre – etwas, dem beim Improvisationstheater besonderes Augenmerk geschenkt wird.

 

Agilität auf das nächste Level bringen

 

Indem wir diese faszinierenden Parallelen zwischen Improvisation und dem agilen Geschäftsalltag erkennen und Improvisations-Tools in Unternehmensschulungen für agile Teams und Organisationen einsetzen, heben wir das Verständnis für Agilität auf ein neues Level. So entwickelt sich aus reinem agilen Wissen eine wahrhaft agile Denkweise, die schließlich in agiles Handeln mündet. Das Resultat: Agiles Arbeiten wird effektiver, die Arbeitsergebnisse verbessern sich – und nicht zuletzt finden die Mitarbeitenden mehr Zufriedenheit in ihrer Tätigkeit. Dieser Aspekt hat für uns bei den Impulspiloten eine ganz besondere Bedeutung.

 

Falls Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Improvisationstechniken im agilen Arbeitsumfeld angewendet werden können, oder wenn Sie Unterstützung suchen, um Ihre Teams zu stärken, stehen wir als Impulspiloten zur Verfügung. Mit unserer langjährigen Erfahrung im Improvisationstheater und innovativen Weiterbildungskonzepten wie den Mindset Events oder als Anbieter der ImproHotels sind wir gerne für Sie da.

 

Unser Gastautor David Zöllner ist Trainer für Business Improvisation & hosted gemeinsam mit mir den Weiterbildungspodcast „Good Life, Good Business“ der Impulspiloten. 
www.business-improvisation.de

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